Tag 1: Ankunft und erstes gemeinsames Abendessen
Die Gruppe findet sich zusammen. Inzwischen sind alle 12 Teilnehmer angereist. Ein Koffer fehlt und wird noch für Heiterkeit „a lo cubano“ sorgen. Wir übernachten in Havanna im Stadtteil „Vedado“ in insgesamt vier „casas particulares“ – den typischen Privatunterkünften in Kuba. In einer Unterkunft sind beispielsweise zwei Pärchen und eine Einzelreisende untergebracht. Schon der erste Blick in die Zimmer einschließlich Bäder sorgt für Heiterkeit: Alles ist in einer bestimmten Farbe gehalten. In einem Zimmer ist alles hellblau, im nächsten alles rosa und im dritten alles dunkelbraun, vom Bett über die Vorhänge bis hin zu allen Dingen im Bad einschließlich Toilettenbecken (!) – auch das ist Kuba. Am Abend geht es zum ersten gemeinsamen Abendessen. Wir wollen laufen, da aber auch der Fahrer essen muss, fahren wir die gefühlten 300 Meter bis zur Gaststätte mit dem Bus. Auf dem Rückweg lassen sich Fahrer und Reiseleiter darauf ein, dass wir zu Fuß gehen wollen.
Tag 2: Rundgang Altstadt Havanna, Revolutionsmuseum, kommunitäres Projekt„Las Caléndulas“
Nach dem Rundgang durch Havannas Altstadt und dem Besuch des Revolutionsmuseums geht es am Nachmittag zum ersten Projekt. Im Stadtteil „Arroyo Naranjo“ besuchen wir das kommunitäre Projekt „Las Caléndulas“. Hier bewirtschaften Arelia (92!) und ihr Sohn Yunior Amaya einen kleinen „Hof“. Man findet verschiedenste Obstbäume bzw. -sträucher aber auch Beete mit medizinischen Pflanzen, Zierpflanzen und Gewürzpflanzen. Seit 2009 besteht ein Interessenkreis, der Kinder und Jugendliche mit verschiedensten gärtnerischen Tätigkeiten vertraut macht, aber auch über die Bedeutung von Obst und Gemüse und deren Vitamine informiert oder erklärt, wie man Humus herstellen kann. Eine kleine Bibliothek ergänzt die ungezwungene Wissensvermittlung. Dazu kommt die Verwendung von Recyclingmaterial zum Basteln. Hier sehen wir Blumen, Becher, Obstschalen aus Plastik oder aussortierten CD’s. Yunior Amaya erzählt stolz, dass sie aus Abfällen Düngemittel gewinnen. Damit erhöhen sie die Produktivität des Anbaus um 20 bis 30 %. Arelia und ihr Sohn machen alles ehrenamtlich. Verschiedene Produkte wie Pilze oder Gewürze werden verkauft. Alle 2 Wochen ist Arelia an drei Grundschulen zu Gast. Ihr Projekt hat schon mehrere Auszeichnungen bekommen.
Tag 3: Besuch des Instituts für Völkerfreundschaft – Institut für Ökologie und Systematik – Fackelzug
Um 9 Uhr ist unser erster Termin: Wir sind beim ICAP – dem Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft – zu Gast. Rubén und Roberto von der Europa-Abteilung erläutern die Ziele und Inhalte ihrer Arbeit: Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kuba und anderen Ländern der Welt. Das ICAP unterhält Kontakte und Arbeitsbeziehungen zu fast 2.000 Solidaritätsgruppen in über 150 Ländern. Diese Gruppen unterstützen Kuba auf vielfältige Weise, indem sie z. B. in ihren jeweiligen Ländern über die US-Blockade gegenüber Kuba aufklären.Inzwischen begeht das ICAP im Jahr 2020 bereits den 60. Jahrestag seiner Gründung. Es entstand am 30. Dezember 1960 auf Initiative von Fidel Castro. Aus diesem Anlass soll u. a. eine Briefmarkenserie zur Solidarität Kubas mit der Welt erscheinen.
Zum Schluss des Gespräches laden uns die beiden Funktionäre für den Abend zum Fackelzug ein. Dieser findet wie jedes Jahr am Vorabend des 28. Januars zu Ehren des kubanischen Nationalhelden José Martí statt und geht von der Universität Havanna bis zur Fragua Martiana. Tausende werden dort gemeinsam mit dem Präsidenten Kubas Miguel Díaz-Canel und Raúl Castro durch Havannas Straßen marschieren. Wir wollen uns dieses Ereignis nicht entgehen lassen. 11 Uhr treffen wir auf Daimar Cánovas González, Direktor des Instituts für Ökologie und Systematik. Er informiert uns über die Prioritäten und Aufgaben des Umweltschutzes in Kuba. In seinem äußerst interessanten Vortrag erfahren wir, dass die Hauptumweltprobleme u. a. in der Verschlechterung der Bodenqualität, in der Umweltverschmutzung, im Verlust der biologischen Vielfalt und der Verschlechterung der Ökosysteme, in der mangelnden Wasserqualität, den Auswirkungen des Klimawandels und nicht zuletzt in der Verschlechterung der hygienischen Bedingungen in Siedlungsgebieten besteht. Besonders interessant für uns: Die neue Verfassung, die 2019 angenommen wurde, regelt: im Artikel 11 die „Souveränität des Staates über die Umwelt“; Im Artikel 16 den „internationalen Umweltschutz als Menschenrecht“; Im Artikel 75 das „Recht des Menschen auf eine gesunde und ausgeglichene Umwelt“. Wir vergleichen mit der Situation, die wir aus Deutschland kennen.
Wir essen heute im Restaurant „Chansonnier“ zu Abend. Besonders sehenswert hier ist eine Wand, an der ausrangierte Blechfässer angebracht sind, und zwar so, dass man fast gar nicht erkennt, dass es hier zwei Türen gibt. Ein Schlips an der linken Tür weist auf die Herrentoilette hin. Die rechte Tür ist erst auf den zweiten Blick wahrnehmbar. Anschließend geht es zum Fackelzug. Wir erreichen diesen nach einem ca. 20-minütigen Fußmarsch vom Restaurant zur Universität. Die Straßen stehen ab dem Hotel „Habana Libre“ nur noch für Fußgänger zur Verfügung. Wir warten geduldig am Straßenrand mit vielen Leuten, vor allem Kubanern. Pünktlich 22 Uhr wird erst ein Kranz am José-Martí-Denkmal vor den Treppen der Universität niedergelegt. Bald darauf setzt sich der Fackelzug in Bewegung. Nach einem Blasorchester folgen in der ersten Reihe der Präsident Miguel Díaz-Canel und Raúl Castro. Danach folgen Tausende junger Leute mit Fackeln, die sichtbar Spaß daran haben mitzumarschieren. Tief beeindruckt fallen wir gegen Mitternacht in unsere Betten.
Tag 4: Besuch Ministerium für Landwirtschaft – Organopónico in Alamar – CUBASOLAR
Am Vormittag erwartet uns Juan José León Vega von der Direktion für Internationale Angelegenheiten im Ministerium für Landwirtschaft. Er berichtet, dass die Jahre seit dem Verschwinden der sozialistischen Länder für die kubanische Landwirtschaft besonders schwer waren. Umfangreiche Lieferungen an Getreide, Düngemitteln, Pestiziden, Traktoren etc. fielen weg. Dazu kam die Verschärfung der US-Blockade im Jahre 1992 durch das Toricelli-Gesetz und 1996 das Helm-Burton-Gesetz.
Nach der „Spezialperiode“ in den 1990er Jahren, die für die Kubaner besonders viele Entbehrungen brachte, nicht zuletzt bei der Versorgung mit vielen Grundnahrungsmitteln, gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, dass Kubaner Land zum Nießbrauch pachten. Inzwischen werden 71 % der landwirtschaftlichen Flächen zum privaten oder genossenschaftlichen Anbau und lediglich 29 % für den Anbau durch staatliche Betriebe genutzt. Erstere produzieren den Hauptanteil u.a. an Knollenfrüchten, Gemüsen, Reise, Zitrusfrüchten, Tabak, Zuckerrohr, Kaffee, Kakao, Milch und Kühen und spielen damit eine sehr wichtige Rolle bei der Sicherung der Ernährung des Landes. Trotzdem müssen beispielsweise immer noch jährlich 300.000 Tonnen Reis aus Vietnam importiert werden und die langen Transportwege führen entsprechend zu hohen Preisen.
Anschließend fahren wir zu einem Organopónico in Alamar, einem Stadtteil im Osten von Havanna auf der anderen Seite der Bucht von Havanna. Organopónico ist eine Kombination aus Stadtgarten und organischem Anbau ganz in der Nähe von Wohngebieten bzw. Bauernmärkten. 1997 gegründet und mit einer Fläche von ca. 10 ha sind in dem Organopónico, den wir besuchen, gegenwärtig 22 Frauen und 80 Männer tätig. Das Durchschnittsalter beträgt 58 Jahre. Viele ältere Menschen bessern sich hier die Rente ein bisschen auf und machen sich mit ihren Kenntnissen über den landwirtschaftlichen Anbau nützlich. Unkraut wird per Hand gejätet. Pestizide gibt es keine. Plagen werden durch gelb- und blaufarbige Schilder bekämpft. Humus wird durch kalifornische Kompostwürmer gewonnen. Insgesamt 28 Produkte können die Weiterverkäufer auf dem Bauernmarkt dem Organopónico abkaufen. Die Preise werden durch den Staat geregelt und täglich durch das Ministerium für Landwirtschaft kontrolliert.
Nach dem Mittagessen fahren wir zur „Casa de Amistad“ im Stadtteil Vedado. Hier treffen wir auf Alois Arencibia Aruca von CUBASOLAR – die Kubanische Gesellschaft zur Förderung der erneuerbaren Energien und Umweltschutz. 1994 gegründet, finden sich hier vor allem Wissenschaftler, Akademiker und Techniker zusammen. Wir erfahren, dass im Jahr 1959, also unmittelbar vor der Revolution, nur 56 % der Bevölkerung mit Elektrizität versorgt waren. 2000 waren bereits 94,5 % und 2015 99,5 %. Im Jahr 2019 wurden nunmehr 100 % erreicht, nicht zuletzt mit erneuerbaren Energien. Scherzhaft sagt Alois Arencibia Aruca, dass die Sonne eben nicht nur für die Touristen da ist, sondern eine wichtige Energiequelle für Kuba darstellt. Das Ziel der Regierung besteht darin, bis zum Jahr 2030 insgesamt 24 % der Energie aus erneuerbaren Energiequellen herzustellen. Momentan sind es 4 %.
Tag 5: Besuch Agraruniversität „Fructuoso Rodríguez Pérez“- Granja „Zenea“ – Gelebte Landeskunde
Heute geht es erstmals raus aus Havanna. Nach einem Vortrag an der Agraruniversität von Havanna „Fructuoso Rodríguez Pérez“ in der Nähe der Provinzhauptstadt San José de las Lajas fahren wir zur Granja „Zenea“. Dort empfängt uns Adis, seit vielen Jahren Leiterin der Granja, mit ihren Kolleginnen und Kollegen. Die Granja ist Teil des staatlichen Rinderzuchtbetriebes „Valle del Perú“ in der Provinz Mayabeque und ca. eine kubanische Autostunde von unserer Unterkunft in Havanna entfernt. Zu einer Granja gehören wiederum mehrere Vaquerías (Kuhställe). Es geht um Rinderzucht, aber auch um Milchproduktion. In dieser Granja hat die deutsche Solidaritätsorganisation „Cuba sí“ vor mehreren Jahren einen Weiterbildungsraum eingerichtet. Wir wollen sehen, wie dieser heute aussieht. „Nachhaltigkeit“ zum Anfassen. Der Raum einschließlich der Toilette ist sauber und gepflegt. Tische und Stühle sind wie in einem Klassenraum aufgestellt. An der Tafel stehen viele Zahlen – Arbeitsergebnisse aufgelistet nach den letzten Monaten. Er wird also auch aktiv genutzt. Danach empfängt uns ein Fruchtbüfett in der Kantine: Ananas, Guaven, Bananen, Papaya … aber auch Wurst aus der eigenen Produktion des Landwirtschaftsbetriebes „Valle del Perú“ ist dabei und alles ist ohne Zusatzstoffe und schmeckt sehr gut.
Nach dem Mittagessen gibt es eine besondere Aufgabe für die Anwesenden: Je ein/-e Kubaner/-in und ein/e Deutsche/-r müssen sich ausfragen und anschließend mindestens drei Informationen über den anderen vorstellen. Die Fotos sprechen für sich. Alle hatten viel Spaß und dachten anfangs gar nicht, dass sie diese Aufgabe meistern würden. Manchmal wurden Hände und Füße gebraucht, manchmal waren ein paar Englisch- oder Spanischkenntnisse parat oder der Reiseleiter Alberto konnte nicht widerstehen und half bei der Übersetzung. Nach der Vorstellung der Ergebnisse waren alle schon gut miteinander vertraut und als die Kubaner Musik auflegten, bildete sich sofort eine gemischte Tanzgruppe.
Tag 6: Besuch Psychopädagogisches Zentrum „La Castellana“ – Alphabetisierungsmuseum – Essen im „Garten der Wunder“
Am Vormittag besuchen wir das Psychopädagogische Zentrum „La Castellana“. Dort werden Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom betreut, manche in Tagesbetreuung, manche 24 Stunden lang. Wir besichtigen einige Beschäftigungsräume und sehen vier bis fünf Kinder mit maximal einem oder zwei Betreuern in einem Raum. Einige Kinder üben gerade einfache häusliche Tätigkeiten wie fegen, Staub wischen usw. Andere sind in einem Bastelraum beschäftigt. Am Ende bekommen wir ein kleines Kulturprogramm und eine Papierblume zur Erinnerung. Wir sind sehr bewegt …
Aber schon müssen wir zum nächsten Termin: Das Alphabetisierungsmuseum. Es ist das einzige seiner Art in der ganzen Welt, eingeweiht am 29.12.1964. Und genauso einzigartig war die Alphabetisierungskampagne als eine Initiative von Fidel Castro, bei der mehr als 700 000 Kubaner von Oktober 1960 bis Februar 1962 lesen und schreiben lernten. Am 22. Dezember 1961 wurde Kuba zum „Territorio Libre del Analfabetismo“ erklärt. Luisa Campos, Direktorin des Museums, führt uns mit viel Enthusiasmus durch die kleinen Räume. Sie erzählt u. a. von Jungen, die damals eigentlich noch Kinder waren, aber ihre Eltern überzeugen konnten, dass sie bei der Alphabetisierung mitmachen wollen. Tagsüber halfen sie den Bauern auf dem Feld, abends brachten sie ihnen das Lesen und Schreiben bei.
Endlich gibt es eine kleine Ruhepause: Wir fahren innerhalb von Havanna wenige Kilometer zum Mittagessen ins Restaurant „Jardín de los Milagros“ („Garten der Wunder“). Dort erwartet uns nicht nur ein schmackhaftes Mittagessen, sondern ein ganz spezieller Stadtgarten in der Etage über dem Restaurant. Die Eigentümer waren, bevor sie das Restaurant eröffneten, Bauingenieure und man sieht, wie sie für Gerüstteile und andere Dinge nachhaltige Verwendung gefunden haben.
Tag 7: Besuch Agrarmarkt – Botanischer Garten – Konservatorium „Amadeo Roldán“ – Jazzkonzert
Nach einem morgendlichen Abstecher auf einen Agrarmarkt gleich in der Nähe unserer Unterkünfte geht es zum Botanischen Garten der Hauptstadt, der sich ca. 25 km südlich von Havanna befindet. Zum Botanischen Garten gehört auch der Japanische Garten, der im vergangenen Jahr anlässlich des bevorstehenden 500. Jahrestages der Gründung von Havanna im Wiederaufbau und deshalb nicht zu besichtigen war. In diesem Jahr sehen wir den Japanischen Garten in voller Schönheit. In unmittelbarer Nähe davon entdecken wir einen Abfallbehälter, auf dem steht: Ich bin aus 45 kg Plastik gemacht, die die Umwelt nicht mehr verschmutzt. Nach dem beeindruckenden Rundgang durch die Gewächshäuser und einer Rundfahrt durch die verschiedenen Abteilungen des Botanischen Gartens stärken wir uns an einem Büfett, welches liebevoll praktisch unter freiem Himmel für uns aufgebaut wurde. Am Nachmittag fahren wir zum Konservatorium „Amadeo Roldán“. Extra für uns spielt das Jugendjazzorchester. Mitglieder des Orchesters waren im Juni 2019 auf Einladung von aubiko e.V. in Hamburg, Berlin und Overath zu Gast. Wir erleben ein unvergessliches, mitreißendes Konzert der jungen Musiker und ihres Leiters Enrique, das uns nicht auf den Stühlen sitzen lässt. Besonders beeindrucken uns die drei Sängerinnen mit ihren so ganz eigenen Stimmen. Jede entzückt uns auf ihre Weise. Es ist unbeschreiblich.
Tag 8: Besuch Biosphärenreservat „Las Terrazas“
Am Sonnabend machen wir einen Tagesausflug in das Biosphärenreservat „Las Terrazas“. Nach etwa einer Stunde Fahrt Richtung Westen erreichen wir dieses wiedererstandene Naturparadies in der vor einigen Jahren im Rahmen einer Verwaltungsreform neu gegründeten Provinz Artemisa. Nach einem musikalischen Auftakt mit Mojito und einer Live-Band besuchen wir mit unserem örtlichen Reiseleiter zunächst die ehemalige Kaffeeplantage. Er war sehr lustig und hat bei uns mit viel Mimik und Gestik immer wieder ein herzliches Lachen hervorgebracht. Sehr nachdenklich machte uns seine Anmerkung fast am Ende des Tages: Wenn alle Kubaner ins Ausland gehen, wer baut dann unser Land auf? Wir besichtigen den Ort. Hier leben ungefähr 1000 Einwohner und selbstverständlich gibt es hier eine Schule, eine Post, eine Krankenstation, einen Kindergarten. Viele verdienen ihr Geld mit dem sanften Tourismus in „Las Terrazas“, andere sind Künstler oder Imker. Sogar ein vegetarisches Restaurant kann man hier finden. Es heißt „El Romero“ und wir essen hier vorzüglich. Dabei fällt uns gar nicht auf, dass kein Fleisch dabei ist. Zum Trinken bestellen die meisten aus der Gruppe ein frisch zubereitetes Getränk mit dem Namen „Antistress“. Das für den Nachmittag vorgesehene Baden im Río San Juan muss leider ausfallen. Ein Regenguss überrascht uns auf dem Weg zum Fluss. Unser stets umsichtiger Busfahrer Juan Carlos gibt zu bedenken, dass wir möglicherweise nicht mehr zur Hauptstraße zurückfahren können. Die Straßen werden bei Regen binnen kürzester Zeit unbefahrbar.
Tag 9: Transfer nach Santa Clara – Che-Gueavara-Museum – Anhöhe „Loma del Capiro“ – Hotel „Los Caneyes“
Wir verlassen heute unser geliebtes Havanna und fahren Richtung Osten. Wir richten uns auf eine längere Fahrt ein. Immerhin liegen 250 km Fahrt vor uns. Unterwegs lernen wir die eine oder andere öffentliche Toilette kennen und auch diejenigen, die sie in Ordnung halten. An einem Ort wird eine unserer Reiseteilnehmerinnen von einem netten Herrn an der Toilette überrascht, der nicht nur das Toilettenpapier zuteilt, sondern ihr sofort einen romantischen Bolero widmet. Als sie die Zeilen auf Deutsch hört, ist sie tief berührt. Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass ihr jemand so ein Ständchen bringt. Auch das ist Kuba! Nach etwa vier Fahrstunden haben wir die Strecke problemlos auf der Autobahn zurückgelegt und zwei Provinzen durchquert: Mayabeque (die andere „neue“ Provinz neben Artemisa) und Matanzas, um schließlich die Provinz Villa Clara mit ihrer Hauptstadt Santa Clara zu erreichen. Hier erwarten uns das Che-Museum, das Che-Mausoleum und das Che-Denkmal. Am Nachmittag besteigen wir außerdem die Anhöhe „Loma del Capiro“, von der man einen sehr schönen Blick über die Stadt hat. Außerdem erfahren wir, dass Che Guevara von hier aus Santa Clara während der Kubanischen Revolution gegen Batista am 29. Dezember 1958 angegriffen hat. Vorher hatte er einen gepanzerten Regierungszug stoppen und die darin befindlichen Waffen erbeuten können. Dieser Kampf ging als „Schlacht von Santa Clara“ in die Geschichte ein. Den Nachmittag lassen wir auf der Dachterrasse eines kleinen Hotels am Hauptplatz von Santa Clara ausklingen, bevor wir in unser Hotel „Los Caneyes“ etwas außerhalb der Stadt fahren. Das Hotel „Los Caneyes“ wurde in Anlehnung an die Taíno-Kultur geschaffen. Überall begegnet man Figuren mit Motiven aus dieser Zeit, aber auch der einen oder anderen lustigen Mülltonne oder ausrangierten Autoreifen, die – bunt angestrichen – wunderbar als Pflanztöpfe dienen.
Tag 10: Jibacoa – Escambray-Gebirge – Bericht zum „Plan Turquino“ – Berghotel „Hanabanilla“
Nach dem Frühstück checken wir aus dem Hotel „Los Caneyes“ aus und fahren Richtung Süden in das Escambray-Gebirge, und zwar nach Jibacoa. Wir bleiben aber in der Provinz Villa Clara. Nach etwa 30 Minuten Fahrzeit erreichen wir Manicaragua. Dort erwartet uns Pastor Veitía Rodriguez von der Regierungsleitung der Gemeinde Manicaragua, zu der der Ort Jibacoa verwaltungstechnisch gehört. Er wird uns heute begleiten. Nach einer Fahrt durch eine wunderschöne grüne Gegend mit atemberaubenden Blicken links und rechts der kurvenreichen Straße erreichen wir den kleinen Ort Jibacoa. Am Ortseingang sehen wir den Fußballplatz. Bald sind wir schon in der Ortsmitte und halten direkt vor dem Kulturhaus. Dort empfangen uns Schüler und Schülerinnen der örtlichen Grundschule mit einem kleinen Musikprogramm. Dann spielen drei Männer aus dem Ort auf der Gitarre und singen dazu.
Zum Schluss berichtet Pastor Veitía Rodriguez über den „Plan Turquino“, eine Idee von Fidel Castro, mit der die Lebensqualität der Bauern in den Bergregionen verbessert werden sollte. Vor der Revolution interessierte diese rückständige Region niemanden. Aber ab 1987 wurde eine Gemeindestruktur aufgebaut und heute gehören 24 Orte zur Gemeinde Manicaragua. Ganz selbstverständlich gibt es hier insgesamt 16 Schulen von der Grundschule bis zur Abiturstufe, Kindergärten und eine Spezialschule zur Ausbildung von Sportlehrern. Auf die Frage, wo überall in der Kommune Schulen anzutreffen sind, kommt die Auskunft, dass es in Kuba in jedem Ort mit mindestens 5 schulpflichtigen Kindern, eine Schule gibt. Es gibt mehrere Projekte mit Künstlern in der Region, da an allen Schulen Kunsterzieher arbeiten, die gleichzeitig Musik unterrichten. In den 24 Orten gibt es 20 Familienärzte, eine Apotheke, ein Labor, eine Poliklinik, Zahnärzte usw. Fachärzte kommen regelmäßig in die Poliklinik oder bei Dringlichkeit werden die Patienten ins Krankenhaus oder zum Facharzt nach Manicaragua oder auch Santa Clara gebracht. Unsere Frage nach Wartezeiten auf Arzttermine löst Kopfschütteln aus. So etwas kennt man in Kuba nicht. In allen Orten gibt es Sportzentren, Stadien, Fitness-Center oder andere Sportanlagen. Es gibt 27 Bodegas, wo die Kubaner mit ihrer Lebensmittelkarte zu sehr geringen Preisen Dinge des Grundbedarfs kaufen können. Wirtschaftlich lebt die Region vom Kaffeeanbau. Auch werden Gebiete aufgeforstet. Das Thema „Tarea VIDA“ hören wir auch hier. Und es gibt auch Tourismus in dieser bergigen Region: Das Berghotel „Hanabanilla“ am gleichnamigen Stausee. Dort werden wir die letzte Nacht vor dem Strandaufenthalt verbringen.
Tag 11: Transfer zum Strandhotel „Villa Tropico“ über die Stadt Matanzas und Besuch der Kirche „Ermita de Monserrate“ – Aussichtspunkt „Puente de Bacunayagua“ – Beginn des Strandaufenthalts
Wir verlassen das Berghotel „Hanabanilla“ und fahren zum Strandhotel „Villa Trópico“, wo wir uns nach dieser anstrengenden und eindrucksvollen Reise etwas erholen wollen. Es sind so viele verschiedene Aktivitäten gelaufen, dass sich alle auf den Strand freuen. Und man kann eigentlich nicht nach Kuba fahren, ohne wenigsten einen oder zwei Tage am Strand verbracht zu haben. Sonst war man nicht in Kuba. Unsere Fahrt dauert mehrere Stunden und da erst nach 16 Uhr eingecheckt werden kann, machen wir am frühen Nachmittag in der Stadt Matanzas, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, halt. Yumurí und San Juan sind die beiden wichtigsten Flüsse im Stadtgebiet. Da sie und die zahlreichen Brücken darüber das Bild der Stadt entscheidend mitprägen und manche wirklich einzigartige Konstruktionen sind, wird Matanzas auch die Stadt der Brücken genannt. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Schließlich wurde im Jahre 2018 der 325. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert und Straßen und Plätze und vieles mehr wurden erneuert.
Und es geht noch weiter. Bevor wir Matanzas verlassen, fahren wir zur Ermita de Monserrate. 1875 wurde diese Kirche auf einem Hügel am Stadtrand von der katalanischen Gesellschaft in Huldigung der Jungfrau von Monserrate, die in der Nähe von Barcelona gefunden wurde, errichtet. Von dort oben können wir die ganze Stadt überblicken sowie die Bucht, an der Matanzas liegt, und die beiden Flüsse Yumurí und San Juan, die in diese münden. Nun wollen wir endlich an den Strand.
Wenige Kilometer vor unserem Ziel genießen wir einen letzten Blick in das Tal von Yumurí, welches sich in westlicher Richtung bis an die Provinzgrenze zu Mayabeque (also Richtung Havanna) erstreckt. Wir halten an einem Aussichtspunkt mit dem Zungenbrecher „Puente de Bacunayagua“. Bis zum späten Abend üben wir dessen Aussprache…
Tag 12: Strandaufenthalt am Strand des Hotels „Villa Tropico“
Der letzte Kubatag stand allen Teilnehmenden zur freien Verfügung. Nach der intensiven Zeit noch einmal eine Chance, alle Eindrücke und Informationen auf sich wirken zu lassen.
Tag 13: Rückreise
Heute findet die Abreise statt. Mit tollen Eindrücken, Begegnungen und Erfahrungen, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten werden, reisen die Teilnehmenden zum Flughafen in Havanna. Viele mit einem lachenden und weinenden Augen. Gern wären sie noch geblieben, freuen sich aber natürlich auch, nach Hause zu kommen! Schön, dass Sie dabei waren!
Rückmeldungen von Teilnehmenden
„Ein wunderbarer Bildungsurlaub, den ich jederzeit weiter empfehlen werde, nicht zuletzt auch wegen der phantastischen Betreuung vor und während der Reise.“ – Arno P. aus Ahrensburg
„Vielen Dank für die tolle Reise und den mit großer Liebe zum Detail verfassten Reisebericht! Dadurch werden Erinnerungen an unsere schönen gemeinsamen Tage geweckt, die durch die doch sehr unerfreulichen Entwicklungen der letzten Zeit schon etwas verblasst waren. Man kann gar nicht glauben, dass unsere Reise erst gut vier Monate her ist – es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor.“ – Peter L. aus Hannover
„Es war eine tolle Reise, die wir zum Glück in diesem Jahr schon genießen konnten. Als hätten wir es geahnt“ – Gabriele und Eberhard H. aus Berlin