Am 5. und 6. Dezember 2017 werden wir an der 10. Fachtagung „Bildung im Ausland – Schüleraustausch“ teilnehmen. Der AJA (Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch) läd zu der Tagung in Würzburg ein.
Zwei Tage lang wird über aktuelle Entwicklungen im Schüleraustausch gesprochen und dabei auch Themen wie die aktuelle politische Situation in den USA, die Auswirkungen von G8 und G9 auf den Schüleraustausch sowie psychologische Erkrankungen von Austauschschülern aufgreifen.
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Frau Friederike Krause wird dort einen Vortrag zu folgendem Thema halten:
„Bevölkerungsstrukturelle Veränderungen in Deutschland und daraus resultierende Konsequenzen – Chancen und Herausforderungen für das Aufnahmeprogramm.“
Eine Gesellschaft und ihre gestaltenden Akteure befinden sich ständig im Wandel. Keine Kultur bleibt, wie sie ist. Was gestern noch die USA, Deutschland oder Großbritannien war, ist es heute schon lange nicht mehr. Das Morgen einer Kultur ist nicht absehbar, es wird aber ganz gewiss anders sein als das Heute. Die Frage nach kultureller Identität ist eine Frage nach Prozessen, und Einflüsse aus Umwelt, Politik und Wirtschaft treiben die Veränderung von Kulturen mal schneller und mal weniger schnell voran.
Allerdings beschleunigt sich dieser Wandel stetig und wird für die Teilhaber/-innen von Gesellschaften damit häufig unübersichtlich. Beschleunigungsprozesse, welche über das individuelle menschliche Wohlfühlmaß hinausgehen, erzeugen Angst und den Wunsch nach Orientierung. Tagtäglich haben wir Austauschorganisationen mit mobilen Menschen zu tun, welche sich auf den Weg machen, um an ihrer Auslandserfahrung zu wachsen. Der Umgang mit Kulturschock und anderen Nebenwirkungen von Fremdheitserfahrung ist uns Organisationen daher vertraut. Wir sind uns darüber bewusst, dass am Ende fast immer eine ausgeprägte, begrüßenswerte Persönlichkeitsentwicklung das Resultat dieser Erfahrung ist.
Nun gibt es aber sehr viele Menschen hier in Deutschland und in anderen Ländern, die, ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben, eine Art Kulturschock erleben und – wenn auch häufig nur digital – eine Fremdheitserfahrung machen, die sie überfordert. Bei Überforderung reagieren diese Menschen, wie häufig auch unsere ATS, mit Abwehrhaltung.
Wir im Verein fragen uns oft, wie wir hier einen Beitrag leisten sollten und könnten. Die Frage lässt sich nicht mit einem Kursangebot beantworten. Dennoch sind wir Austauschorganisationen es, die in Zeiten wie diesen eine sehr wertvolle Kompetenz besitzen – die erfolgreiche Vermittlung von positiver Fremdheitserfahrung. Daher sollten wir uns zumindest immer wieder mit dieser Frage beschäftigen und uns darüber austauschen.
Gerade das Aufnahmeprogramm spielt hier eine wichtige Rolle. Im ersten Teil meines Vortrags möchte ich kurz skizzieren, inwiefern sich die Bevölkerungsstruktur Deutschlands geändert hat und wie sich dieser Wandel in Zahlen ausdrückt. Danach möchte ich thesenhaft darlegen,
- ob und inwiefern sich dieser Bevölkerungsstrukturwandel auf unsere Gastfamilienportraits
- welches Deutschlandbild wir auf Grund des Wandels im Ausland kommunizieren.
- welche Herausforderungen damit für die Platzierung und Betreuung von ATS verbunden sind.
- welche Chancen in Hinblick auf den Völkerverständigungsgedanken damit verbunden sind.
- inwiefern politische Veränderungen wie das letzte Wahlergebnis Auswirkungen auf das Aufnahmeprogramm hat
Schwerpunkt soll es sein, über diese Thesen ins Gespräch zu kommen und sie mit den Teilnehmer/-innen zu diskutieren.