Deutsch-französische Schülerbegegnungsreise/Jugendbegegnung in Aachen

16.-20.09.2024

Junge Stimmen für Europa und Demokratie

Montag, 16.09.2024

Vom 16.-20.09.2024 fand in Aachen die deutsch-französische Jugendbegegnung „Junge Stimmen für Europa und die Demokratie“ mit 34 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern aus Paris (Lycée Courbevoie) und Hamburg (Stadtteilschule Öjendorf) statt. Nachdem beide Schülergruppen in der Unterkunft angekommen waren, konnte das Programm im Nachmittag beginnen. Um die für europäische Geschichte sehr bedeutsame Stadt Aachen besser kennenzulernen, erkundeten die Jugendlichen in deutsch-französischen Kleingruppen zunächst über einen Actionbound die Umgebung. So lernten sie zum einen interessante Orte rund um den Dom, Elisenbrunnen, Karlshof, Puppenbrunnen, Printenmädchen etc. kennen, zum anderen aber natürlich auch die Teilnehmenden aus dem anderen Land. Nach diesem aktiven Start in die Begegnung galt es, sich im Hostel mit dem Abendessen zu stärken. Im Anschluss ging es am Seminarort weiter mit dem Abendprogramm, einem Workshop, bei dem die Jugendlichen mittels verschiedener (Video-/Text-/Bild-)Ressourcen zentrale Etappen der EU-Geschichte näher erarbeiteten und sich diese anschließend gegenseitig präsentierten. Schließlich ist seit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Jahr 1951 viel passiert, und so war es mit Blick auf das Thema der Begegnung wichtig, zunächst ein besseres Verständnis für die einzelnen Dekaden europäischer Geschichte zu entwickeln und bedeutsame (gesellschaftliche/politische/wirtschaftliche…) Entwicklungen schlaglichtartig vorzustellen. Dabei nutzen die Jugendlichen von Anfang an mit großer Selbstverständlichkeit mehrere Sprachen (Deutsch, Französisch und Englisch), um sich einander mitzuteilen und über (durchaus anspruchsvolle) Themen auszutauschen. So waren die Schülerinnen und Schüler für bedeutende Ereignisse europäischer Geschichte sowie für die besondere Rolle von Deutschland und Frankreich in der EU sensibilisiert und bereit, um sich am nächsten Tag mit einzelnen Institutionen der Europäischen Union zu befassen. Alles in allem also ein intensiver und gelungener Auftakt für die Schülerbegegnungsreise in Aachen und die gemeinsame Arbeit am Thema „Europa und Demokratie“!

Dienstag, 17.09.2024

Um die Funktionsweise der Europäischen Union und ihre Institutionen besser kennenzulernen, besuchte die Gruppe am Dienstagvormittag zunächst die Organisation „Europe Direct“ im Aachener Stadtzentrum am Fischmarkt, genauer: im „Grashaus“. Hier hat Europa einen besonderen Ort in der Stadt gefunden. Denn das „Grashaus“ (erbaut um 1260) ist als erstes Rathaus der Stadt und nach langjähriger Nutzung als Stadtarchiv seit 2015 die „Station Europa“ der „Route Charlemagne“. Verschiedene städtische Einrichtungen sowie die Karlspreisstiftung bringen den Menschen das Thema „Europa“ näher. „Europe Direct“ in Aachen ist seit 2005 Teil des Informationsnetzwerks der EU und bietet kostenloses Infomaterial sowie Europa-Veranstaltungen an. In einer kurzweiligen Präsentation konnten die deutschen und französischen Jugendlichen bei ihrem Besuch einiges über die EU und ihre Institutionen lernen und ihr Wissen in mehreren Quiz spielerisch testen. Und so erfuhren sie nicht nur mehr über die EU und darüber, was Europa für sie tut, sondern auch, was sie selbst für Europa tun könnten (z. B. durch eine Bürgerinitiative, durch Engagement in proeuropäischen Gruppen, Netzwerken etc.).

Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise mit einigen theoretischen Fragen zu den europäischen Institutionen auseinandergesetzt hatten, vertieften sie dieses Thema am Nachmittag ganz praktisch und aktiv handelnd in einem Planspiel. Am Beispiel eines Gesetzgebungsverfahrens zum Thema „Plastikverbrauch“ konnten die Jugendlichen in Verhandlungssimulationen zum Europäischen Parlament ganz praktisch erfahren, wie eine direkt gewählte europäische Institution, die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern vertritt, funktioniert, und bspw. Fragen zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Ausschüssen verhandelt. Durch spielerisches Aneignen, Diskutieren und Ausagieren der Rollen von Parlamentariern verschiedener Parteien erfuhren die jungen Menschen im Rahmen dieser Simulation mehr über die Handlungsspielräume von gewählten Volksvertretern in einer EU-Organisation. Sie sahen so, wie anspruchsvoll, herausfordernd, intensiv und spannend zugleich die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen (politischen) Ansichten sein kann. Unabhängig von der Arbeit am Fallbeispiel und vom Endresultat der Abstimmung – wobei durchaus Kompromisse erzielt werden konnten – war ein wichtiges Lernergebnis, dass es sich lohnt, andere Sichtweisen kennenzulernen, Perspektiven fremder Menschen (zumindest versuchs- bzw. zeitweise) einzunehmen, nachzuvollziehen und damit konstruktiv umzugehen. Auch, wenn man nicht alle Ansichten und Handlungsmotive teilt, so kann eine Verständigung gelingen, wenn man sich ernsthaft und mit einem gewissen Maß an Kompromissbereitschaft auf den demokratischen Meinungsstreit einlässt. Dies ermöglicht dann sogar länderübergreifend Kompromisse und Lösungsideen für (global) bestehende Probleme, was für die EU als supranationale Organisation äußerst wichtig ist.

Mittwoch, 18.09.2024

Der Tag verlief wie geplant. Zeitlich wurde der Workshop am Nachmittag um 30 min verlängert. Am Vormittag besuchten die Schüler*innen in gemischten Gruppen (französisch, deutsch) mit je einer Begleitperson die Initiativen: -AGEE Aachen e.V., -Der internationale Karlspreis von Aachen, -Euro Jugend, -GrenzinfoPunkt Aachen-Europe und das -Institut für die Europäische Stadt e.V. Hier hatten die Schüler*innen die Möglichkeit Fragen zu stellen und mit den Verantwortlichen vor Ort ins Gespräch zu kommen.

In der Gruppe „Institut für Europäische Stadt e.V.“ entwickelte sich im Anschluss an eine Einführung in die Aufgaben und Projkete des Institus (z.B. Ideenwettbewerb 2024 „Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum“) ein Gespräch darüber, was das eigentlich ist, eine „Europäische Stadt“ und wie sich Städte in Bezug auf den Menschen entwickeln sollten. Die Schüler*innen erhielten u.a. eine Sensibilisierung für „ihre Stadt“: Hamburg, Paris, unter dem Aspekt: Welche Möglichkeiten gibt es hier aus städtebaulicher Perspektive, sich zu begegnen, zu verweilen, mit einander ins Gespräch zu kommen und ob es das gibt, ein Heimatgefühl „Europa“. 

Im Anschluss an die Besuche erarbeiteten die Gruppen eine Präsentation auf Flipcharts über „ihre“ Initiative, die sie am Nachmittag im Plenum vorstellten und Fragen beantworteten.  Die Schüler*innen fanden ihre Besuche einvernehmlich interessant und lehrreich. 

Der zweite Teil des nachmittäglichen Workshops bestand darin in neuen, gemischten Gruppen, eine eigene „europäische“ Initiative zu entwickeln, die auf Klassen- , Schulebene funktioniert und beide Länder (Frankreich/ Deutschland) mit einander verbindet. 

Dafür wurde zu nächst im Plenum gebrainstormt, welche Bereiche, Themen die Jugendlichen besonders interessieren, welche sie spannend finden. In vierer und fünfer-Gruppen wurden im Anschluss konkrete Projektideen erarbeitet zu den Aspekten: Ziele, Aufgaben der Initiative, benötigte Ressourcen (Personen, Zeit, Finanzierung), Entwicklungsschritte zur Erreichung des Ziels.  Die Ideen wurden in den Gruppen per Flipcharts präsentiert. 

Sowohl bei der ersten Aufgabe (Vorstellung der besuchten Initiativen am Morgen) und der Entwicklung einer eigenen Initiative waren möglichst viele bis alle Gruppenmitglieder an der Präsentation beteiligt. Die Wortbeiträge und Präsentationen waren in der Regel auf Englisch. 

Am Ende standen 7 Ideen zur Auswahl, über die per Applaus angestimmt wurde, mit der Perspektive, diese oder eine andere nach der Begegnung gemeinsam umzusetzen.  

Zum Nachmittag:

Das Programm war sehr kompakt und auch sehr arbeitsintensiv, sodass eine gewisse Ermüdung, insbesondere am Nachmittag, zu spüren war. 

Das Programm dementsprechend etwas entzerren und neben Arbeitsphasen auch spielerische Begegnungsmöglichkeiten unter den Schüler*innen ermöglichen. Auch sportliche Aktivitäten waren toll (gerade für Jungs gut, da sie sich hier etwas auspowern können), damit sie sich dann wieder ruhiger und besser konzentrieren können. 

So haben sich einige Schüler*innen von der Euro Jugend für den Mittwochabend zwei Bälle besorgt und zwischendurch Basketball und Fußball gespielt.

Donnerstag 19.09.2024

Der Workshop sollte eigentlich in der Aula einer Betriebsschule durchgeführt werden. Durch einen Defekt in der Brandmeldeanlage musste der Workshop kurzfristig verlegt werden in eine große Halle des Hotels. Durch den kurzfristigen Umzug waren nicht die gleichen technischen Möglichkeiten gegeben und das Programm musste minimal angepasst werden. Nach einer Vorstellung des Programmes und der Referentenperson, starteten die Teilnehmenden in die Arbeit. Der Workshop trug den Titel: „Was kann ich tun: Demokratie im deutsch-französischen Kontext“ und wirkte als Bindeglied zwischen den vorausgegangenen Workshops und Besuchen und versuchte diese auf einer näheren, regionaleren Ebene für die Jugendlichen darzustellen. Eben mit der Zusatzfrage: Was kann ich tun? Und was lässt sich auch im Deutsch- Französischen umsetzen? Inwiefern unterscheiden sich vielleicht auch die beiden Situationen? Als erste Aktivität wurde die Sprachanimation ABC-Lauf in 4 Kleingruppen als Wettbewerb durchgeführt. Die Begriffe sollten dabei einen Bezug zu den Begrifflichkeiten Demokratie und Europa haben und so einen Transfer aus den vorausgegangenen Tagen ermöglichen. Die Jugendlichen waren sehr motiviert und freuten sich sehr, neben englischen Begriffen auch Begriffe aus ihrer Muttersprache auf Papier zu bringen, mit der Kondition, dass sie diese in Folge auch Englisch erklären können. Danach erfolgte ein kleiner Impulsvortrag über demokratische Partizipationsmöglichkeiten neben dem Wählen. Nach der anfänglichen Präsentation über Möglichkeiten wie Petitionen,

Vereine, Demonstrationen etc. waren die Jugendlichen sehr engagiert und fanden eine Vielzahl an anderen Möglichkeiten, auch auf einem regionalen Level. Durch den Energizer: „ Wann bin ich heute morgen aufgestanden?“ Mussten die Jugendlichen sich selbst durch nonverbale Kommunikation und ohne zu sprechen in einer Linie aufstellen. (von Frühaufsteher:in zu Spätaufsteher:in). Diese Linie galt als Grundlage für die darauffolgende Gruppenarbeit. In dieser Gruppenarbeit mussten die Jugendlichen sich mit der Frage auseinandersetzen: Darüber durften die Jugendlichen debattieren und in Kleingruppen für sie wichtige Thematiken erarbeiten. Daraufhin sollten die Jugendlichen mithilfe eines visuellen Supports einen Kurzvortrag erarbeiten, der eine realistische Partizipationsarbeit in ihrem Umfeld darstellt. Die Jugendlichen wurden vom Workshopleiter sowie von den Lehrkräften unterstützt und sollten zum Ende des Workshops eine fertige Präsentation erarbeitet haben. Diese sollte am nächsten Tag vorgestellt werden und als Grundlage für eine anschließende Diskussion dienen.

Freitag 20.09.2024

Der letzte Workshoptag konnte wieder in der Schulaula stattfinden, da das Problem mit dem Feueralarm mittlerweile behoben war. Nachdem alle Jugendlichen angekommen waren und sich in einem großen Stuhlkreis zusammengefunden haben, wurde das Programm des letzten Tages vorgestellt. Neben den Vorträgen stand noch eine abschließende Diskussion über Demokratie und eine finale Auswertung auf dem Tagesplan. Nach der Vorstellung des Programmes wurde zuerst eine Sprachanimation durchgeführt. Mit der Sprachanimation „Hallo, wie geht’s?“ bekamen die Jugendlichen eine spielerische Möglichkeit in die jeweils andere Sprache einzutauchen. Bei der Sprachanimation „Hallo, wie geht’s?“ geht es die situationsspezifischen Vokabeln für das „Wie geht es dir?“ kennenzulernen. Am Anfang des Workshops wurde ein freiwilliger französischer Muttersprachler und ein freiwilliger deutscher Muttersprachler auf die Bühne gebeten, um eine richtige Betonung der Worte sicherzustellen. Nachdem die Worte gemeinsam gelernt wurden, wurden die Spielregeln für das Spiel vorgestellt. Jede:r muss auf der Nicht-Muttersprache sprechen, es gibt eine Person mehr als Stühle im Stuhlkreis. Die Person in der Mitte hat die Möglichkeit eine zufällige Person zu fragen: „Hallo wie geht’s /bzw. Salut comment ca va?“. Die Person hat daraufhin drei Antwortmöglichkeiten. : Gut (nichts passiert) / Naja (Person links und rechts müssen tauschen)/Schlecht (alle müssen sich einen neuen Platz suchen) In der Zwischenzeit hat die Person, die die Frage gestellt hat, die Möglichkeit sich einen neuen Platz zu „schnappen“. Die Jugendlichen hatten viel Freude an dem Spiel und genossen die Möglichkeit sich etwas zu bewegen. Vor allem für die deutsche Gruppe, von denen viele über keinerlei Französischkenntnisse verfügten, freute sich über die Möglichkeit etwas französisch zu sprechen. Nach der Sprachanimation hatten die vier am gestrigen Tage kreierten Gruppen nochmals die Möglichkeit kurz ihre Vorträge zu wiederholen. Daraufhin stellten diese nacheinander ihre Ideen vor. Nach jeder Vorstellung hatten die Schüler:innen die Möglichkeit Rückfragen zu stellen und ihre eigene Perspektive auf das Problem darzulegen. Die Moderation durch den Workshopleiter versuchte zusätzlich in jeden Vortrag eine deutsch-französische Perspektive hineinzubringen und die Jugendlichen zu motivieren von ihrer nationalen Perspektive zu erzählen. Die vier gewählten Themen waren: kostenlose Hygieneprodukte für alle an der Schule, kostenloser Nahverkehr für Schülerinnen und Schüler, selbstorganisierte Sport-AGs von Schüler:innen jeden Freitagnachmittag und ein Konzept für eine Erhöhung der Sicherheitslage bei Nacht. Beim Themenblock Nahverkehr entstand die größte Diskussion, vor allem auch, weil die französischen Schüler:innen schockiert darüber waren, wie viel billiger der Nahverkehr in Deutschland ist und dass in Hamburg alle Schüler:innen ab diesem Jahr kostenlos fahren dürfen (vgl. 80+ Euro in Frankreich im Monat). Auch der Themenblock über die Sicherheitslage führte zu großen Diskussionen. Vor allem, was die angedachten Maßnahmen der Schüler:innen anging Daraufhin folgte noch eine kurze Diskussion über Sicherheitslagen in deutschen/französischen Städten und über Vorurteile (Hamburg gilt in Frankreich als unsicher, Marseille gilt in Deutschland als unsicher… etc.)

Nach einer kurzen Pause folgte die abschließende Diskussion mit dem Thema: Was passiert mit unserer Demokratie, wenn ich nicht mehr wählen gehe / wenn ich mich nicht mehr engagiere? Dafür wurden die Jugendlichen in fünf neue deutsch/französische Gruppen eingeteilt. In einer ersten Phase hatten die Jugendlichen die Aufgabe sich in ihrer Kleingruppe darüber auszutauschen. Am Ende hatten sie die Arbeitsaufgabe eine Antwort in einem Satz zu formulieren, um den anderen vorzustellen. Dieser Zwischenschritt diente dazu die anschließende Diskussion zu beleben und verschiedene Perspektiven in die Diskussion zu bringen. Unter den Sätzen waren Formulierungen wie: „If you don’t vote, you are like a feather in the wind” oder „Voting is a right, so when we don’t vote we are throwing away years of fighting for this right“, oder „Choosing nothing is choosing something“ Die darauffolgende Diskussion erfolgte nochmals im Gesamtplenum, als allerletzte Aufgabe sollten die Jugendlichen nochmals ein Zitat von Nobert Lammert erklären und auf ihre Perspektive anwenden.

Als letzter Schritt erfolgte dann noch die Auswertung des gesamten Austausches, dieser erfolgte in zwei Schritten. Zuerst sollten die Jugendlichen, durch die der Fünf-Finger-Methode auf einem Blatt Papier eine analoge Auswertung durchführen. Dafür zeichneten Sie zuerst den Umriss ihrer eigenen Hand auf das Blatt Papier und beantworten daraufhin fünf Fragen, für jeden Finger eine Diese Auswertungsmethode erfolgte anonym. Daraufhin durften die Jugendlichen noch in einem zweiten Schritt eine digitale Auswertung mit spezifischen Fragestellungen durchführen. Dafür wurde ein Google Forms Dokument bereitgestellt. Jugendliche, die bereits mit beiden Auswertungen fertig waren, bekamen die Möglichkeit Momente des Austausches sowie Bilder über die gemeinsame Padlet-Plattform zu teilen. Nach der Auswertung endete der Austausch mit der Abreise der beiden Gruppen um ca. 15.00 Uhr.